Erbverschreibung für Jacob Pietraß
über eine Hufe Land zu Marczinawolla,
gegeben 1765 zu Gumbinnen

Es hat der Assecurant Jacob Pietraß bei Anfertigung des 1756 Amtsertrages eine Hufe wüsten Bauernlands im Bauerndorf Marczinawolla Lötzischen Amts zur Obhut seiner 2 Cöllmischen Hufen gegen vier Reichstaler jährlichen Zinses in der Art angenommen, daß er selbige in den vereinbarten Dorffreijahren mit den darauf erforderlichen Besatzstücken versehen und solchergestalt dieses wüste Land zinsbar machen wolle;
wohingegen der Aquirent (Erwerber) das Land zu freien Rechten und von allen Scharwerks- und Burgdiensten frei ihm zu verschreiben, so er referiert und uns gebeten hat.
Welches alles bei der damaligen Pachtkommission ihm zugestanden, und daß drei Freijahre mit obigem Zins der vier Reichstaler schon gedachtem Amtsertrage festgesetzt und (bei Hofe(?))allerhöchst bestätigt worden. Da der Acquirent in den bereits genossenen 3 Freijahren sein Engagement nunmehr völlig erfüllt hat und die eine Hufe größtenteils in zinsbaren Zustand gesetzt hat, wird solche ihm, seinen Erben und Erbnehmern zu freien Rechten und frei von allen Scharwerk- und Burgdiensten Erb- und eigentümlich, jedoch dergestalt verschrieben, daß er neben dem accordierten Zins von vier Reichstalern auch die Kirchen-, Schulen- und Hospitalabgaben gleich den cöllmischen Hufen, und den Geistlichen an Petitionsgetreide und Holz nach bisherigem Usance (Brauch) jährlich davon zur gehörigen Zeit abtragen soll, im übrigen aber er seine eine Hufe, gleichsam zur Beihilfe der auf den cöllmischen Hufen haftenden Verpflichtungen, als sein wahres Eigentum genießen und besitzen soll. Wie ihm dann diese Assecuration zu mehrer Festhaltung hiermit ausgefertigt wird.
Gumbinnen, 8. Juli 1765
(Siegel)
Königl. Preußisch Litthauische Kriegs- und Domänenkammer
       Lehman        v.Zigler        v.Sack        v. Brauchitsch        Paßarge

Quelle: GStA PK, Signatur: Ostpr. Fol. 15556, S.201. Die handschriftliche Urkunde (eine Abschrift von 1779) wurde abgeschrieben, mit Anpassung an heutiges Deutsch.