Lipiensken (Lindenwiese)
Verschreibung über 36 Hufen zu einem Freidorf,
gegeben 1487 zu Lötzen

Wir Bruder Hans von Tiefen, oberster Spittler und Komtur zu Brandenburg deutschen Ordens, tun kund allen und jeglichen, die diesen Brief sehen oder hören lesen, daß wir auf Verlangen des gar würdigen Herrn Albrecht Truchseß, unseres gnädigsten Herren Hochmeisters und mit Wissen und Willen unsers ältesten Bruders,
geben, verschreiben und verleihen wir Martin Lippinzig, seinen Söhnen Jacob und Friedrich, seinen rechten Erben und Nachkömmlingen sechsunddreißig Hufen, gelegen an Milker und Staßwiener Grenzen, an Wiesen, Wäldern, Weiden, Büschen, Brüchen und Sträuchern, frei erblich und ewiglich zu Magdeburgischen Rechten zu besitzen, binnen ihren rechten Grenzen.
Dazu verleihen wir ihnen die kleinen Gerichte binnen der Hufen Grenzen, große Gerichte und Straßengerichte ausgenommen, die wir unseres Ordens Herrlichkeit zu richten vorbehalten.
Dafür sie uns und unserem Orden verpflichtet sein sollen, zu tun drei tüchtige Dienste nach dieser Lande Gewohnheit mit Hengst und Harnisch zu allen Geschreien, Landwehren und Heerfahrten, neue Häuser zu bauen, alte zu bessern oder zu brechen, wohin und wie oft sie dazu von uns oder unseres Ordens Brüdern werden gefordert.
Auch sollen sie geben von jedem Dienst jährlich auf Martini des heiligen Bischofs ein Crampfund Wachs und einen cöllmischen oder 5 preußische Pfennige, und auch von jedem Dienst einen Scheffel Weizen und einen Scheffel Korn, und sie sollen auf die Jagd ziehen gleich anderen Freien.
Auch erlauben wir ihnen, in unseren Heiden und Wäldern Beuten zu machen. Sie sollen uns geben von der Heide 3 Runzken Honig. Die aber nicht Beutner sein, die sollen unseren Beutnern vergönnen Beuten zu machen binnen ihren Grenzen und sollen und mögen auch Bienen halten in ihren Gärten und den Honig davon der Herrschaft überantworten gegen Bezahlung, gleich anderen Beutnern im Amte.
Dieses zum Bekenntnis und ganzer Stetigkeit haben wir unser Amtssiegel anhängen lassen an diesen Brief, der gegeben ist zu Lötzen am Tage Valentini a.d. 1487.
Zeugen dieser Dinge sind die ehrsamen unseres Ordens Brüder
Herr Ruprich Gartener von Lüzelsdorf, unser Hauskomtur,
Jacob von Rowen, unser Compan,
Georg Kunter, unser Kellermeister,
Michael von Zorlingen und
Friedrich von Scheun, unser Schreiber
Und andere treuwürdige Leute.

Nach der Abschrift von 1698 ist vermerkt:
Die Freien besitzen folgende Hufen:
2 Hufen Jan Baginsky
2 Hufen Matthes Grigutsch
2 Hufen Woytek Grigutsch
2 Hufen Matthes Janutsch
1 ½ Hufen Michel Janutsch
2 Hufen Andr. Bartlik
4 Hufen Albrecht und Merten Pietraß
2 Hufen Jan Grigutsh
2 Hufen Jan Janutsch
1 Hufe Salomon Scapa
4 ½ Hufen Jacob Baginsky
1 ½ Hufen Jan Hofmann
1 ½ Hufen Andres Bartlik
1 ½ Hufen Hans Eysermann
1 ½ Hufen Marzin Baginsky
1 Hufe Matthes Lowal
2 Hufen Conradt
1 ½ Hufen Andres Damion
Summe 36 Hufen

Quelle: GStA PK, Signatur: EM 88e Nr.63, S.45. Die handschriftliche Urkunde (eine Abschrift von 1698) wurde abgeschrieben, mit Anpassung an heutiges Deutsch.

Anmerkungen
(1) Lipiensken wurde 1928 in Lindenwiese umbenannt.
(2) Johann von Tiefen war 1480-1488 Komtur zu Brandenburg und 1489-1497 Hochmeister des Deutschen Ordens zu Königsberg. Die Ordensburg Brandenburg befand sich am Frischen Haff nahe der Mündung des Flusses Frisching, ca. 20 km entfernt von Königsberg. Ein Markgraf von Brandenburg hatte sie 1266 errichten lassen. Nach 1750 ist sie verfallen und abgetragen worden.
(3) Martin Truchsess von Wetzhausen war 1477-1489 Hochmeister des Deutschen Ordens mit Sitz zu Königsberg.
(4) Eine kulmische Hufe sind ca. 17 Hektar.