Bilsken /Billsee
Verschreibung über 15 Hufen zu einem Dienstgut,
gegeben 1476 zu Lötzen

Wir Bruder Bernhard von Balzhofen, oberster Spittler und Komtur zu Brandenburg des Ordens der Brüder des Hospitals S. Maria des deutschen Hauses von Jerusalem, tun kund und bekennen öffentlich mit diesem unserem offenen Briefe vor allen und jeglichen, die ihn hören oder lesen, daß wir von Verlangen des treuwürdigen Herrn Heinrich von Richtenberg, unseres Hochmeisters, und mit Rat, Wissen, Willen und Vollwort unseres Ordens ältesten Bruders,
geben, verschreiben und verleihen unserem lieben und getreuen Trojan Wischewat fünfzehn Hufen bei dem See Bill gelegen, im Gebiet Brandenburg und Kammeramt Lötzen, an Acker, Wiesen, Weiden, Wäldern, Büschen und Sträuchern, binnen gewisser Grenzen, wie sie von unseren Ordensbrüdern sind bewiesen, frei von Zinsen, Zuhänden und aller bäuerlichen Arbeit erblich und ewiglich zu Cöllmischen Rechten zu besitzen.
Davon sollen sie uns tun einen redlichen tüchtigen Dienst mit Hengst und Harnisch nach dieses Landes Gewohnheit zu allen Geschreien, Heerfahrten, Landwehren und Reisen, neue Häuser bauen, alte bessern oder brechen, wann, wie oft und wohin sie von uns oder unseres Ordens Brüdern werden geheißen, und sie getreulich helfen zu wehren, wenn es vonnöten sein wird.
Von sonderlichen Gnaden verleihen wir ihm freie Beuten zu machen in unseren Heiden und Wäldern. Davon sollen sie uns geben von der Heide drei Runzken Honig. Auch mögen sie Bienen in ihren Gärten halten. Davon sollen sie den Honig der Herrschaft überantworten, man soll ihnen bezahlen, wie anderen Beutnern im Amte Lötzen.
Wir wollen auch, welche nicht Beutner sind, daß sie unseren Beutnern binnen ihren gewissen Grenzen sollen gönnen Beuten zu machen, wo es ihnen bequem ist; aber welche selber Beutner sein werden, dann soll niemand Beuten in ihren Grenzen machen ohne sie allein, und sie sollen von anderen Beutnern unverhindert sein;
auch sollen sie auf die Jagd ziehen, so sie von uns oder unseren Brüdern werden geheißen; so sie ziehen, soll man ihnen geben Salz und Brot.
Auch gönnen wir ihnen freie Fischerei mit kleinem Gezeug auf unseren Seen, allein zu ihrer Notdurft und nicht zu verkaufen. Nämlich so wollen wir, daß sie keine Fließe verstellen, in keiner Zeit des Jahres, bei höchster Buße. Auch sollen sie uns geben alle Jahr auf Martini, des heiligen Bischofs Tag, ein Crampfund Wachs und einen cöllmischen Pfennig oder stattdessen 5 preußische Pfennige zu Bekenntnis der Herrschaft, dazu vom Pfluge einen Scheffel Weizen und einen Scheffel Korn.
Das zu Bekenntnis und ewiger Sicherheit haben wir unseres Ordens Amtssiegel an diesen Brief anhängen lassen, der gegeben ist auf unserem Hause Lötzen am 20. Sonntag nach Trinitatis a.d. 1476.
Zeugen dieser Dinge sind die ehrsamen und geistlichen, in Gott andächtigen Brüder
Ludwig von Hornheim, unser Hauskomtur,
Heinrich Specht, unser Kellermeister
Und viele andere trauwürdige Leute.

Quelle: GStA PK, Signatur: EM 88e, Nr.63, S.38. Die handschriftliche Urkunde (eine Abschrift von 1698) wurde abgeschrieben, mit Anpassung an heutiges Deutsch.

Anmerkungen
(1) Bilsken wurde 1937 in Billsee umbenannt.
(2) Die Ordensburg Brandenburg befand sich am Frischen Haff nahe der Mündung des Flusses Frisching, ca. 20 km entfernt von Königsberg. Ein Markgraf von Brandenburg hatte sie 1266 errichten lassen. Nach 1750 ist sie verfallen und abgetragen worden.
(3) Heinrich von Richtenberg war 1470-1477 Hochmeister des Deutschen Ordens mit Sitz auf der Marienburg.